-[Nevada] Wüste um Shibusen-

Ich hatte so ein Glück, dass ich die beste Partnerin der Welt hatte.
Als sie meine Hand los lies war ich keineswegs enttäuscht. Es war seltsam. Jeder normale Mensch wäre absolut enttäuscht gewesen... jedoch waren wir einfach keine normalen Menschen.

Genau so stellte ich mir den freien Fall vor. Es war eigentlich gar nicht so schlimm wie ich gedacht hatte.
Die schnelle Luft zog an meiner Jeans und auch meine Haare wurden ordentlich durchgeweht.

Nach wenigen Sekunden sah ich wie sich die gewaltigen Schwingen von Alice auflösten. Ich grinste wie gewohnt.
"Ich wusste doch, dass du mich nicht fallen lässt!!", brüllte ich dann, fast jubelnd.

Nun fiel auch Alice gen Boden.
Mit rotierenden Kettensägen an den Beinen versuchte ich mich zu meiner Meisterin zu bewegen. Sie war Ohnmächtig, also griff ich nach ihrer Hand und zog sie zu mir.
Ich nahm sie in die Arme und umschloss sie fest. Auch wenn das ganze jetzt vorbei war, selbst nach dem Tod hatte ich Angst sie zu verlieren.

"Hehe, da siehst du mal... jetzt würden wir sogar zusammen sterben.", sprach ich, jedoch war es eher als Flüstern zu vernehmen, da die Luft im freien Fall so laut war.

Ich nahm meine letzte Kraft zusammen und holte Luft um die folgenden Worte zu brüllen.
"Glaub mir. Du bist die Frau die ich definitiv heiraten werde! Du hast mir gezeigt wie ich mein Leben wieder in eine geregelte Bahn kriege. Mit dir an meiner Seite bin ich zu einer der stärksten Death Scythes herangewachsen, eine Death Scythe die von einer unschlagbaren Meisterin geführt wird. Wir sind Nayamis Familie gewesen. Es war so schwer die kleine zu verlieren, aber sie würde es sich nicht wünschen wenn wir auf solch eine Weise sterben würden."

Mit diesen Worten spürte ich, wie sich meine Kräfte rehabilitierten. Jedoch war es seltsam, ich spürte wir mein Herz brannte.
Alice hielt ich in den Armen und mit den Füßen voran kam die Erde immer näher.

"Nein, nein, NEIN VERGISS ES!!!", brüllte ich und mein gesamter Körper überzog sich mit heißen roten Flammen.
Durch diesen plötzlichen Ausschuss wurde der Fall kurz abgedämpft. Immer noch brannten Teile meines Körpers, jedoch waren diese Flammen harmlos mir gegenüber.

Ich knurrte auf und ließ erneut die Klingen die sich von meinen Beinen über die Füße zogen rotieren. Nun schossen die Flammen zwischen den Klingen ins freie und erlaubten es mir zu fliegen.
Langsam schwebte ich die letzten Meter zurück auf den harten Untergrund und wir landeten unbeschadet.

Ich fiel auf die Knie, hatte Alice jedoch fest in meinen Armen.
Selbst das knien erlaubte mir meine Verfassung nicht mehr und ich fiel erschöpft zu Boden.

"Ge...schafft....", hauchte ich noch erschöpft aus und schloss dann die Augen.

Die Kraft von Alice's Feuer war unbeschreiblich gewesen. So fühlte es sich also an in menschlicher Gestalt Feuer zu atmen.
Da ich nach dieser heiklen Situation jedoch für einen kurzen Moment ohnmächtig wurde, bemerkte ich nicht wie sich Alice langsam von mir wegdrückte.
Ich war so glücklich, dass selbst jetzt mein Dauergrinsen mein komplettes Gesicht umhüllte.


Es vergangen einige Minuten bis ich wieder zu mir kam.
"W-was hab ich dir nur angetan,", hörte ich leise und spürte wir etwas in meiner Wunde anfing zu brennen.
Es war das Salz von Alice Tränen die mich wieder zum kompletten Bewusstsein brachten.

Ich raffte mich mit großer Mühe auf und sah meine Meisterin verwundert an. Sie weinte. Selbst ihre Tränen hatte ich nach der langen Zeit ohne sie vermisst...

"Du Heulsuse, jezz hör schon auf zu flennen.", neckte ich Alice und lächelte sie wie gewohnt an.

Ich grinste nur vollkommen erschöpft, aber bei einem Satz horchte ich dann doch auf.
"Du willst ja nur davon ablenken, dass ich dich fast platt gemacht hätte,"

Sofort setzte ich mich auf und hatte einen entgleisten Gesichtsausdruck.
"...."

Ich zuckte ein wenig mit dem rechten Auge und schüttelte dann den Kopf. Ich versuchte ein wenig die Lage zu entspannen und legte mich wieder zurück auf den Boden.
Es war eindeutig knapp gewesen. Alice hätte mich definitiv fertig gemacht wenn sie gewollt hätte. Also hatte sie in diesem Punkt tatsächlich Recht.

"Du hast mir mal was versprochen... du würdest nie wieder weinen."
Ich dachte an die vergangenen Monate. An das was mit Nayami geschah, aber auch an die positiven Erlebnisse und das Versprechen. "Hehe, aber scheiß drauf~ Ich weiß, dass du das eh nich einhalten kannst~"

Ich fügte etwas in Alice Versprechen hinzu "Nur aus Freude oder Glück bitte~", und grinste.

Als sie mir aufhalf spürte ich wie sich meine Beine verabschieden wollten. Es war seltsam, wie als wäre ich tatsächlich an meine Grenzen gestoßen im Kampf gegen meine Meisterin.
"Los hoch mit dir. Oder muss ich dich tragen?"
"Nö, aber du darfst mich ruhig reiten..."

Sie kam mit dem Vorschlag zurück nach Death City zu gehen und mich zu verarzten.
Dabei schüttelte ich nur stur den Kopf. "Vergiss es, das kann auch von alleine heilen." Tatsächlich hatte ich ein wenig Bammel vor Ärzten... "Ich will einfach nur schlafen."

Ich kam jedoch von einigen Überlegungen nicht hinweg.
"Bin ich tatsächlich schwächer als sie...?", überlegte ich kurz und versank in meinen Gedanken. "Heißt wohl, dass ich noch ne Ecke mehr trainieren muss."

Das heitere Miteinander wurde jäh unterbrochen, als der Wüstensand ringsum in Bewegung geriet.
Kleine Hüglechen stoben nach oben oder fielen ab. Bei genauerem Hinsehen sah man, unzählige Hände gruben sich ihren Weg nach Oben.
Der Zauber der Hexe Yuuko tat hier noch immer (....oder jetzt erst) seine Wirkung und die Untoten stiegen aus dem Wüstensand empor. Die sehr gesund aussehenden Männer und Frauen klopften sich den Sand von ihren Klamotten und reckten ihre Waffen entgegen Alice und Yosuke.
Für das geschwächte Paar kamen diese plötzlich erscheinden Heerscharen von Gegnern wie aus dem Nichts sehr ungelegen.
Schon gingen sie zum Angriff über.

Zombies. Besser konnte es nicht laufen.
Wir waren eindeutig in einer misslichen Lage und auch der Teil mit der Verwandlung war fragwürdig.

"Scheiße."

Wieso musste das ausgerechnet jetzt passieren?

"Irgendwelche Vorschläge?"

Ich konnte ja kaum richtig stehen, das Timing war einfach perfekt.
Verzweifelt sah ich meine Meisterin an die sich mit ihrer Flammenpeitsche ausstattete. Ich zuckte merklich zusammen als sie diese in einem lauten Schnallen auf die Gegner hetzte.

"Verdammt Yosuke, spiel jetzt nicht den Verletzten! Wir sind eindeutig in einer scheiß Lage gefangen und wenn du dir nicht den Arsch aufreißt und dich verwandelst verkacken wir!"

Ich trug einen inneren Monolog mit mir selbst aus, doch irgendwie motivierte mich dies.
Natürlich. Lediglich mein Kopf ließ mich schwächeln, das war nur mein Kopf.

Mit einem breiten Grinsen sah ich meine Meisterin an und glühte in einem hellen Licht auf.
Ein Sprung und ich landete in den Händen Alice.

"Kämpfen, was denn sonst?"

4 Untote auf einmal stürzten sich auf die beiden und wurden von Schwert und Feuer niedergestreckt. Doch wo 4 fielen kamen 8 neue nach. Das Ausmaß der Feinde ließ sich von ihrem Standpunkt nicht genau ausmachen, doch waren es sicherlich zu viele.
Einer der Untoten, ein älterer Mann mit altmodischen Klamotten, stach seinen Speer vor ihnen in den sandigen Boden. Kaum hatte er das getan breiteten sich Blitze aus dem Metall aus, das diese einigen Zombies um ihn herum das Gesicht zerfetzten und verschmorten interessierte ihn nicht weiter. Das Blitzen hörte nicht auf, als er den Speer wieder aus dem Boden zog, einige Glaspartikel von der Klinge brökelnd und ihn auf Alice zustieß. Das helle Gleißen der Blitze blendete in ihren Augen.

"Raijin", grollte der alte Mann.

Die Lage schien aussichtslos. Waren sie verdammt dazu, in der Wüste zu sterben?

Ich liebte das Gefühl von Alice Händen. Nicht nur in der Waffenform.
Ein Zombie nach dem anderen wurde von meiner scharfen Klinge zerteilt, jedoch bekam ich selbst dies kaum noch mit.

Ein Zombie, welcher die Fähigkeit besaß Blitze zu bändigen, rannte mit einem Speer auf uns zu. Natürlich parierte Alice diesen Angriff perfekt und trotzdem spürte ich die Elektrizität die durch meinen Körper schoss. Es war zwar abgeschwächt durch das Feuer von Alice, aber ich war momentan an meiner äußersten Schadensgrenze angelangt.

Mein Sichtfeld wurde beeinträchtigt und ich merkte wie mich auch der letzte Teil meiner Kraft verließ. Selbst die wärmenden Flammen von meiner Meisterin konnten meinem Kältegefühl nicht den Kampf ansagen.

"S-sorry Alice...", sprach ich schwach zu ihr und verwandelte mich in ihren Händen zurück in meine menschliche Form.

Kopfüber fiel ich auf den sandigen Boden.

A Love perishes....?

Ringsum kamen die Belebten auf Alice und Yosuke zu. Die Waffe lag schwach und kraftlos auf dem Boden, die Meisterin konnte der wachsenden Gegnerzahl nicht mehr Herr werden. Rufe tönten, Waffen blitzten und Fäuste waren gereckt. All das ergab das verschwommene Umfeld, dass die beiden jetzt nur noch wahrnehmen konnten. War das das Ende? Das tragische Ende einer Liebe, die gerade erst wieder zusammen gefunden hatte sollte, so schien es, im heißen Wüstensand ihr Ende finden.
Klingen stießen auf sie ein. Alice tat was sie konnte um sich zu verteidigen doch ihre Arme, ihre Beine wurden verletzt und sie ging zu Boden. Blut vermischte sich mit dem Sand.
Alles schien verloren.

........

Doch noch sollte diese Liebe nicht enden.
Gerade als Alice und Yosuke den Todesstoß erwarteten, ihre Hände ineinander vergraben stoppten die Untoten rings um sie, als ob durch sie alle auf einmal ein Ruck ging.
Sie sahen sich entsetzt um.
Am äußersten Rand flogen einige der Belebten schreiend in die Luft. Es gab einen Schlag und weitere zehn schleuderte es in die Höhe. Die Feinde von dort flüchteten in die entgegengesetzte Richtung vor einem den vorderen Reihen noch unsichtbaren Feind.

"Was ist da los?", fragte ein hochgewachsener Biker einen Flüchtenden.

Er öffnete den Mund um zu antworten doch etwas fuhr durch seinen Kopf und er fiel tot zu Boden. Den Belebten um sie herum erging es ebenfalls so.
Der Großteil der Untoten hatte nun sein Ende gefunden, doch die verbliedenen, jene die keine Feiglinge waren stellten sich dem Feind, der sich immer weiter nach vorne bahnte. Die Zombies versperrten Alice und Yosuke immernoch die Sicht nach vorne.
Alles was sie sahen, waren ungefähr 30 Untote die nach vorne stürmten und ihre Waffen reckten. Schmerzenschreie ertönten und einer der Feinde zückte zwei kleine Kristalle.

"Stones of Hel and Ifrit!", rief er und eine Feuersbrunst schoss daraus auf den Untotenschlächter zu.

Ein weißes Gleißen erfüllte mit einem Mal die Wüste und das helle Licht des Feuers erlosch.
Winzig kleine Kristallsplitter stoben durch die Luft und es wurde schlagartig kalt.
Der Wüstensand und die Zombies waren zu Eis erstarrt. Selbst das Feuer war zu einem abstrakten Gebilde geforen. Kalter Nebel erfüllte die Luft und die Schlachtgeräusche endeten. Es gab keine Überlebenden. Nun konnten die beiden auch ihren Retter sehen.
Zwischen den zu Eis gefrorenen Untoten kniete sie auf dem erstarrten Boden und sah sie mit tränenüberströmten Augen an.

Spoiler:

"Neechan....
Niichan...."

Eine unendlich lange Umarmung später wischte sich Nayami die Tränen aus dem Gesicht.

"Ich dachte ich sehe euch niemals wieder.", sagte sie, noch immer schluchzend.

Dabei war es Glück, dass sie sie gefunden hatte. wie auch alle anderen Zombies kam sie in Death City an, aber nicht um es zu zerstören, sondern im ihre Geschwister zu finden. Doch die waren nicht da. Durch Zufall erfuhr sie von dem Tumult draussen in der Wüste und machte sich auf den Weg dorthin. Und das keine Sekunde zu früh.

Nayami löste sich von Alice, auch wenn es schwerfiel und lief zu ihrem Brüderchen. Sie legte ihre Hände vorsichtig auf den Verletzten und ließ Licht in in fahren. Viel nützte es nicht, doch es konnte die schlimmsten verletztungen zumindest verschließen. Seine Augen begannen zu flattern.
Die kleine sah ihm die die Augen.

"Brüderchen?", fragte sie und lächelte.

Was war das für ein Gefühl?
In meinem Herzen begann es wärmer zu werden und angestrengt versuchte ich die Augen zu öffnen.

Alles was ich sah war eine Silhouette aus gleißendem Licht.
"Bin...ich im Himmel...?", fragte ich schwach.

Langsam wurde das Bild klarer.
"Brüderchen?", fragte dann eine bekannte Stimme.

Ich konnte meinen Augen anscheinend nicht mehr trauen. Nayami saß neben mir und beugte sich über mich. Moment... Nayami??
Ich war also tatsächlich tot...

Unter einem stechenden Schmerz in der Brust setzte ich mich angesträngt auf und sah mich um. Wir waren immer noch in der Wüste, umzingelt von... zerschnittenen Kadavern.
Nun bemerkte ich auch Alice und langsam wurde mir bewusst, dass ich noch am Leben war.

"Scheiße... was ist hier los?", fragte ich völlig verwirrt. "Ach fuck, vergiss es..."

Ich packte Nayami mit letzte Kraft und umarmte sie. Ich wusste zwar nicht was passiert ist und wieso sie wieder bei uns war, aber egal was es war, es war perfekt. Meine Arme wurden nach kurzer Zeit wieder schwächer und ich ließ Nayami wieder los.

"Danke... ich glaube wegen dir geht's mir wieder ne Runde besser... Schwesterchen..."

Ihre eigenen kleinen Verletzungen überspielte sie. Ein paar Kratzer, einige tiefer doch nichts ernstes.

"Alles super.", freute sie sich.

Jetzt war wieder alles gut. Jetzt, wo sie endlich wieder mit ihren Geschwistern zusammen war.
Lange Zeit verbrachte sie in der Dunkelheit. Das Totenreich ist kein guter Ort für ein Kind.

"Ich vermute mal, ich hab schwer was verpasst....", sagte sie und schaute die beiden nachdenklich an.

Aber dazu später wenn sie Zeit hatten, in Ruhe zu reden.
Nayami kuschelte sich an Alice.

"Ich hab euch so vermisst...."